Europa geht nur solidarisch – dazu gilt es Fäden zu spinnen und in Netze zu verweben

Zum zweiten Mal nach 2020 bin ich am Sonntag mit einer Gruppe von jungen Frauen und Männer aus Hannover hierher nach Katerini gekommen. Zwei Wochen werden wir bei Kapnikos Stathmos zu Gast sein und das Projekt tatkräftig unterstützen. Die jungen Leute werden vor allem in der Solidarischen Apotheke tätig werden und den gesamten Medikamentenbestand kontrollieren. Was treibt uns an, erneut hierher zukommen, und was erwarten wir?

2019 war Kapnikos während einer Studienreise ein Ort, den ich mit einer Gruppe aus Deutschland besucht hat. Die Studienreise zielte darauf ab, sich ein eigenes Bild davon zu machen, wie die „Finanzkrise“ Griechenland nach wie vor belastet und wie Griechinnen und Griechen darauf reagieren. Als ich den Ort auf dem Gelände der ehemaligen Tabakforschungsanlage und seine vielfältigen sozialen Projekte kennenlernte, stand einige Zeit später die Idee im Raum, wie toll das wäre, einmal mit jungen Menschen einige Zeit zu verbringen. 2020 gelang es trotz Corona, die Gruppe war so begeistert, dass es in diesem Jahr eine Fortsetzung gibt.

Also, was treibt uns an?

Da ist einmal die Möglichkeit, eine sinnvolle solidarische Arbeit zu leisten, weitab der Heimat. Alle Gruppenmitglieder sind volljährig und in der Jugendarbeit der evangelischen Kirche in Hannover ehrenamtlich aktiv, Einsatz für andere ist ihnen nicht fremd. Hier haben wir die Möglichkeit, einmal ganz konkret hinter die Kulissen eines anderen europäischen Landes zu schauen. Es gibt nicht viele Informationen über Griechenland in Deutschland. Über die Situation der Menschen, die zwischen allen Stühlen setzen oder gar in fürchterlichen Camps als Geflüchtete leben müssen, erfahren wir selten.

So verbindet sich die solidarische Tätigkeit mit vielen Gesprächen und Diskussionen, über Unterschiede, aber auch über Gemeinsamkeiten. Und dann kommt es zu solchen Momenten wie gestern Abend, als uns Elias Tsolakidis von den gerade ausgebrochenen Feuern um Athen berichtete und wir dann tief ins Gespräch eintauchten, über die Ungerechtigkeiten und die sozialen Abgründe, die sich auftun – mit einem Mal regte sich Empörung, Kopfschütteln und, ja, Zorn.

Ich bin davon überzeugt, Europa wird die sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen nur dann gemeinsam meistern, wenn es neben der Politik ein möglichst engmaschiges Netz an persönlichen Beziehungen kreuz und quer über den Kontinent gibt. Solch ein Netz lebt von den Fäden, die tragfähig und fest sind, weil hin- und nicht weggeschaut wird. Einen solchen Faden spinnen wir jetzt hier auf zwischen Hannover und Katerini.

Es soll nicht das letzte Workcamp sein: Wir arbeiten daran, das Workcamp ab 2022 jedes Jahr im Rahmen eines von der EU geförderten Programms durchführen zu können.

(Mehr zu dem kleinen Netzwerk, dass ich versuche, nach und nach zwischen Thessaloniki/Katerini zu spinnen, gibt es im Bereich Griechenland auf diesem Blog)

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