„Sonntagsarbeit“ von Christiane Müller (Rezension)

Sonntagsarbeit„Sie arbeiten doch nur sonntags!“ – diesen Spruch hat wohl jede/r Gemeindepfarrer/-in schon mal gehört. Christiane Müller nimmt ihn augenzwinkernd auf und beschreibt ihre „Sonntagsarbeit“ der letzten Jahre.

Vergnüglich schildert sie ihren Werdegang, autobiografisch, aber natürlich sind Namen und Orte fiktiv. Dennoch ist das alles erlebt. Und wenn nicht, dann ist es „gut“, also realistisch erfunden. Denn Pleiten, Pech und Pannen, aber auch skurrile Erlebnisse kommen im Pfarramt vor, jede/r von uns kann da mit erzählen. Ob es nun die Segnung der Gästetoilette ist oder die Angst vor dem ersten Gang auf die Kanzel – wer das Buch liest, bekommt einen Eindruck von dem, was es heute bedeutet, Pfarrer/-in in einer Gemeinde zu sein, und in diesem Fall: auch Pfarrerin zu sein. Und das kommt leicht, locker und humorvoll daher und ich bin schnell drin.

Wenn ich erst mal drin bin, wird deutlich, dass es Christiane Müller nicht nur um Anekdoten geht. Sie beschreibt auch die Schattenseiten des Berufs, manchmal humoristisch verkleidet. Wer morgens gerne länger schläft, lässt mit einer Zeitschaltuhr eben um sieben das Licht im Amtszimmer angehen. Das Lachen bleibt im Halse stecken. Und die Beschwernisse, die Verwaltung, Bürokratie, manche Zeitgenoss/-innen und so weiter mit sich bringen, die kommen auch zur Sprache. Wer das Buch liest, wird hinterher den eingangs genannten Satz nicht mehr über die Lippen bekommen.

Aber das Buch ist keineswegs nur eine vielschichtige Beschreibung des Alltags einer Gemeindepfarrerin. Es ist auch die Beschreibung der persönlichen Glaubensgeschichte, die sich um die Frage rankt: Wozu bin ich berufen? Hier wird die Autorin (oder ihr alter ego) sehr persönlich, weil sich an diese Frage die nächste anhängt: Ist das Pfarramt das Richtige für mich? Am Ende entscheidet sich die fiktive – wie die reale Pfarrerin für eine Auszeit. Sie gibt das Pfarramt auf und versucht sich freiberuflich neu aufzustellen. Zumindest mal für zwei Jahre. Das Ringen um die eigene Berufung ist ihr wichtiger als die Sicherheit von A13. Ich finde das mutig und authentisch. Und bin gespannt auf das nächste Buch. In ein paar Jahren. Vielleicht unter der Überschrift: „Alltagsarbeit“? 😉

Sonntagsarbeit. Eine evangelische Pfarrerin packt aus. Windsor-Verlag. Broschiert 12,99 €, als E-Book (Kindle) 5,99 € – in der Buchhandlung Ihres Vertrauens. Oder auch hier:

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2 Gedanken zu “„Sonntagsarbeit“ von Christiane Müller (Rezension)

  1. Pingback: Nebelmonat November – Die Zaunreiterin

  2. Heidi Reich und Roland Stein

    Lieber Matthias, ich habe nach Deiner Rezension das Buich von Christiane Müller im Urlaub bestellt und gelesen – danke für Deinen Hinweis dazu. Heidi wird es in den nächsten Tagen auch lesen –

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