Diese sechs Bücher haben mich 2019 besonders beeindruckt:
Sarah Spieckermann, Digitale Ethik
„Genau hinschauen!“ – diese Aufforderung von Sarah Spiekermann ist mir ebenso im Gedächtnis geblieben wie das Bild, dass Digitalisierung immer eine „gesiebte Realität“ darstellt. Spiekermanns Buch hat mich im Sommer maßgeblich bei der Suche nach einem Konzept für mein eigenes Buch inspiriert, dass ich 2020 schreiben möchte.
Edgar und Peter Schein, Organisationskultur und Leadership
Zu „New Work“ gehört immer auch „New Culture“. Anfang des Jahres bin ich bei einer Recherche auf diesen Klassiker der Organisationskultur aufmerksam geworden und habe ihn mit viel Gewinn gelesen.
Yanis Varoufakis, Die ganze Geschichte
Im Umfeld meiner Studienreise nach Thessaloniki habe ich das Buch von Varoufakis in die Finge bekommen und habe es kopfschüttelnd verschlungen. Spannend schildert Varoufakis seine kurze Zeit als griechischer Finanzminister im Kabinett Tsipras und seine Verhandlungen mit der Troika. Ich habe während der Lektüre gedacht: wenn davon nur die Hälfte wahr ist, dann kann einem angst und bange werden. Klar, Politiker*innen sind auch Menschen und daher menschelt es auch in der Politik, aber dennoch beschreibt Varoufakis hier Abgründe …
Jens Beckert, Imaginierte Zukunft
Die Lektüre war sehr anstrengend. Aber es hat sich gelohnt. Facettenreich und sehr akribisch untersucht Beckert die Rolle von Bildern und Erwartungen in der Wirtschaft und entlarvt manchen Mythos der ach so logischen Wirtschaftswissenschaften. Zitat: „Der Kapitalismus wird wesentlich von Überzeugungen vorangetrieben, die nicht rational im ökonomischen Sinn des Begriffs sind. Imaginationen einer (…) Zukunft, welche die Form nichtrationaler Inspirationen – von Phantasien, Hoffnungen, Befürchtungen, Wünschen – annehmen, sind ein konstitutives Element der kapitalistischen Dynamik, finden jedoch in den einschlägigen Analysen kaum Beachtung. (…) Wie zahlreiche (…) Studien bestätigt haben, werden wirtschaftliche Entscheidungen sogar auf den modernen Finanzmärkten durchweg auf der Grundlage von Hoffnung, Gier, Furcht, Tradition und Vertrautheit gefällt. Der moderne Kapitalismus verleiht dem Archaischen neue Kraft.“ (440f)
Bernd Ulrich, Alles wird anders
Ulrich hat das Buch meiner Generation zur Klimakrise geschrieben. Mehr dazu habe ich in einer Rezension hier dazu geschrieben:
Rezension: Bernd Ulrich, Alles wird anders – Das Zeitalter der Ökologie
Jugendrat der Generationen Stiftung, Ihr habt keinen Plan
Und das hier ist das Buch der jungen Generation zur Klimakrise. Ein wütendes Buch, dass meiner Generation die Leviten liest. Inhaltlich ist kaum etwas neu, es ist der Ton, der sich durchzieht: zornig, vorwurfsvoll, fordernd. Der Alptraum der Weltklimakonferenz in Madrid zeigt erneut, wie wichtig diese Jugendbewegung ist, die sich mit Wissenschaftler*innen verbündet hat (die ihrerseits vielfach aus dem Elfenbeinturm heraustreten und klare Positionen vertreten): Auf die Politik zu hoffen und zu warten, ist vermutlich hoffnungslos. Der Druck muss aufrecht erhalten werden, und es gilt sich mit denen zu verbünden, die bereit sind, Entscheidungen zu treffen und immer wieder anzumahnen. Dazu gehören auch viele in der Wirtschaft, in Unternehmen und Verbänden. Je enger das Muster gewebt wird, desto kleiner werden die Schlupflöcher.
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