O Topos Mou, Mein Ort – Tag 4 unserer Studienreise nach Thessaloniki

Katerini, in Sichtweite des Olymp.
Wir sind 60 Kilometer nach Südwesten gefahren.
Unser Ziel ist O Topos Mou – Mein Ort.

Durch ein Tor gehen wir auf das Gelände.
Sofort staunen wir.
Spüren die Atmosphäre dieses Ortes.

2013 ergriff Elias Tsolakidis die Initiative.
Er besetzte mit anderen das Gelände und informierte die Behörden.
Dann entwickelte sich ein Projekt nach dem anderen.
Erst vor wenigen Monaten wurde nun ein Pachtvertrag mit dem Agrarministerium geschlossen.
Der Minister kam dazu höchstpersönlich aus Athen.
Und plötzlich war innerhalb von zwei Tagen auch die Auffahrt gepflastert.
Die nächsten Jahrzehnte ist der Standort nun gesichert.

So geht das in Griechenland, erzählt uns Alexandros Trapesanlidis.
Er ist in Nürnberg geboren, lebt und arbeitet nun hier in Katerini.
Begeistert führt er uns herum, erzählt uns die Geschichten.

Zum Beispiel von der Apotheke.
Die Versorgung mit Medikamenten ist eine Katastrophe für viele.
Hier werden Spenden von Medikamenten gesammelt, sortiert, katalogisiert.
Elias hat dafür eine Software geschrieben.
Zweimal in der Woche verteilen Apotheker ehrenamtlich Medikamente.
Gegen Rezept.
Aber ohne Bezahlung.
Es weht ein Hauch deutscher Gründlichkeit durch die Räume.
Das lässt uns schmunzeln.
Und doch ist es schmerzhaft.
Mitten in Europa einem EU-Staat entwickelt sich eine solche Initiative.
Sie ist ein Segen für die Menschen.
Aber beschämend für das System.

Ähnlich im sozialen Supermarkt.
Elias hat einen solidarischen Weihnachtsmarkt entwickelt.
Er findet drei Wochen im Dezember statt.
Da gibt es Kunst und Kultur und Essen und Trinken.
Bezahlt wird mit Lebensmitteln oder auch mit Büchern.
Die Lebensmittel werden dann zwei mal in der Woche an Familien verteilt.
Im Gegenzug leisten die Abnehmer/innen einige Stunden Dienst auf dem Gelände von O Topos Mou.
Es gibt auch eine Art von Bedürftigkeitsprüfung.
Aber nur im ernsten Verdachtsfall.
Elias erzählt (zwischendurch schaltet er sich per Telefon zu):
„Lieber haben wir die ein oder andere Familie dazwischen, die uns vielleicht nicht ganz so stark braucht, als das wir Menschen wegschicken.“

Und dann gibt es noch die Aktion „Ohne Zwischenhändler“.
Sie geht so:
Ein landwirtschaftliche Betrieb bietet zum Beispiel eine Tonne Kartoffeln an.
Auf einer Online-Plattform kann ich dann eine bestimmte Menge buchen.
Zu einem Preis deutlich unter denen im Supermarkt.
An einem Samstag im Monat stehen die Anbieter auf dem Parkplatz neben dem Gelände von O Topos Mou.
Die Kund*innen kommen, laden ein, bezahlen und fahren wieder.
Innerhalb von drei Stunden werden mittlerweile enorme Mengen umgeschlagen.
O Topos Mou bekommt eine kleine Provision für die Bereitstellung der Logistik.

Ich merke beim Schreiben dieser Zeilen:
Die Worte geben nicht wirklich wieder, was wir gesehen haben.
Dieser Ort strahlt etwas aus.
Es ist ein Ort der Solidarität und der Hoffnung.
Ein visionärer Ort.
Und ein poetischer Ort.
Seine Wirkung entfaltet sich zwischen den Zeilen.
Hier ist ein besonderer Geist zu spüren.
Wir sind dankbar, dass wir diese Atmosphäre erleben konnten.

*

Es ist gerade ein Flyer in deutscher Sprache erstellt worden. Dort gibt es noch weitere Informationen und die Kontaktadressen. Schreibt gerne eine Mail, wenn ihr mehr wissen wollt oder auch spenden wollt. Sowohl Medikamentenspenden aus auch Geldspenden sind willkommen!

Bitte hier klicken, um den Flyer herunterzuladen!

Es gibt zwei Filmbeiträge auf Youtube, in denen Elias das Projekt vorstellt. Einmal ein Interview mit Bilbo Calvez…

… und im zweiten Teil der Films von Dirk Pohlmann:

2 Gedanken zu “O Topos Mou, Mein Ort – Tag 4 unserer Studienreise nach Thessaloniki

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