Sonntagsgedanken

Sonntag, am späten Vormittag.
Das Essen bruzzelt auf dem Herd.
Ich sitze in der Küche an meinem liebsten Platz:
An der Theke, auf dem Hocker.
Mir schwirrt so viel durch den Kopf.

Vor zwei Tagen um diese Zeit wartete ich auf die Fähre von Baltrum zurück aufs Festland.
Eine Bildungsurlaubswoche lag hinter mir, uns.
Spannende Gespräche und tiefe Einblicke in das Arbeitsleben.
Zufrieden im Job – aber wie?
So lautete das Thema.
Aus bestimmten, guten Gründen durfte ich diese Woche zusammen mit Christine, meiner Frau, gemeinsam gestalten.
Das war toll.
Aber mir geht noch viel nach.
Wohin geht es mit unser aller Arbeit und Wirtschaft…?

Heute früh, wie immer beim Kaffee, erst mal Twitter an.
Antwortlichkeit springt mir entgegen.
Ein Blogbeitrag von Ina Praetorius.
Ein neues Wort.
Der Versuch, etwas in Sprache zu fassen, was bislang ungesagt geblieben ist.
Schöpferische Arbeit.
Schön, anregend.
Unverzichtbar wichtig.

Dann schlage ich die ZEIT auf.
Die Lektüre gehört für mich oft zum sonntäglichen Ritual.
Wo mehr Zeit ist und der IC nach Hannover um 8.05 Uhr (nicht) auf mich wartet.
Die Artikel lösen in ihrer Gesamtheit Speiübelkeit in mir aus.
Heidegger schickte die neueste Hitlerrede und fand ihn ganz toll.
Unsere Gefühle werden digital vermessen und der PC versteht mich bald besser als…
Der Betriebsrat bei BMW drängt offenbar Leiharbeiter/-innen, in die IG Metall einzutreten, denn sonst wird das nichts mit der Festanstellung.
Ich lese, der DGB-Vorsitzende will CETA und auf der gegenüberliegenden Seite geht es um die transatlantische Feindschaft.
Ja, und Trump wäre eine Katastrophe – aber mit Clinton können wir Europäer/-innen uns auch auf so einiges gefasst machen…
Was ist los mit unserer Welt?
War es „früher“ besser?
Oder anders?

Ich schreibe noch „schnell“ einen Text über die Ausstellung Bitter Oranges in Hannover.
Ja, ja, ich weiß, es ist Sonntag.
Der muss aber geschrieben werden.
Ich bin schon überfällig.
Eine ganz andere Welt.
Ausbeuterische Arbeit.
Mitten in Europa.
Kaum zu glauben, aber leider wahr.
(Und ich frage mich – was bedeutet es, dass ich meine, den Text jetzt schreiben zu müssen…?)

Wir gehen auf den Flohmarkt am Moskaubad.
(Ja, das heißt wirklich so.)
Wir finden nichts.
Das ist nicht so schlimm.
Aber ich frage mich die ganze Zeit:
Das ganze Zeug hat doch irgendwann einmal jemand gekauft.
Und vorher wurde es für unseren „Bedarf“ produziert.
Kaum zu glauben.
Oder einfach nur irre?!

Sonntagvormittag.
Ich sitze in meiner Küche am Tresen.
Die kommende Woche wird auch wieder interessant.
Viele Termine.
Und das macht mir viel Spaß.
Gerade die Unterschiedlichkeit.
Und dennoch.
Was ist das mit unserem Leben?
Wo wollen wir hin?
Wohin sind wir unterwegs…?

Als wir den Flohmarkt verlassen, ist strahlendes Wetter.
Wir gehen über den Parkplatz.
Und machen Fotos.
Die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel.
Die Blätter leuchten gelborange.
Ich frage mich:
Was ist wirklich, wirklich wichtig und wertvoll im Leben?

Ich freue mich über Kommentare: Kritik, Anmerkungen, Zustimmung...

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