Folgenden Text fand ich zufällig eben in einem alten dienstlichen Tagebuch.
Überrascht war ich, wie lange mich diese Fragen schon begleiten.
Und der vorletzte Satz hat mich erschreckt.
Was uns fehlt, ist ein Leitbild für die Zukunft, eine biblische Vision, ein Traumbild, an dem wir uns orientieren können.
Auf eine Phase der Ideologien (Marxismus, Nationalismus) folgte eine Zeit der Individualisierung. Nun neigt sich diese Phase auch dem Ende entgegen, weil sie nicht mehr lebbar ist, überall rennen wir gegen Wände.
Was wir brauchen, ist nicht der Blick zurück zu den alten Dingen, sondern die richtungsweisende Orientierung nach vorne, die Synthese (der alte Hegel hat ja nicht unrecht mit seinem dialektischen Dreischritt).
Welches biblische Bild ist dran?
In der Zeit des ökologischen Aufbruchs war es der Regenbogen, in der Zeit der Friedensbewegung der Satz: Schwerter zu Pflugscharen.
Und heute?
Welche Vision kann uns leiten bei der Suche nach Wegen in die Zukunft, in Kirche und Gesellschaft?
Ich sehe auf den Gesichtern der Kollegen spöttisches Grinsen, wenn ich mit solchen Gedanken komme.
Aber trotzdem ist es genau das, was wir brauchen.
(23. Februar 1995)