40.000 Kilometer zwischen Voerde und Hünxe

Nachdem ich vorgestern mein Rad letztmals Richtung Rhein lenkte, ging es gestern Richtung Osten. Seit ich 1993 anfing, mir meinen Traum vom Radfahren in den Bergen zu erfüllen, bin ich unzählige Male hier lang gefahren.

Ich las damals in einem Radreiseführer, bevor man sich in die Alpen wage, solle man mindestens 2.000 Trainingskilometer in den Beinen haben. Gesagt, getan. Im Januar ging es (wieder) los, raus aus Voerde, Richtung Hünxe. Anfangs fast immer Richtung Hünxer Schleuse, später etwas erweitert und variiert zur „Golfplatzrunde“. 20, 25 Kilometer, in den Trainingsmonaten zwischen zwei und fünf Mal die Woche, im Herbst weniger, im November und Dezember pausierte ich (und nahm prompt einige Kilo zu). Es scheint mir kaum glaublich, aber das summiert sich in den Jahren auf etwa 40.000 Kilometer zwischen Voerde und Hünxe. Einmal um den Erdball, sozusagen.

In den ersten Jahren fuhr ich immer allein, später begleitete mich meine Frau ein bis zweimal in der Woche. Das Training erweiterte sich schnell zur Meditation. Es war eine Auszeit am Tag, zum Nachdenken, Probleme wälzen und oft lösen, einfach nur Licht, Wärme und Farben genießen oder im kalten Nieselregen die Kilometer zählen, bis ich zurück in der Dusche war.

In diesem Revier habe ich ein ganz neues Gespür für die Jahreszeiten entwickelt, lernte auch das Wetter „lesen“, nur selten bin ich wirklich nass geworden.

Kritisch wurde es immer im Frühjahr, wenn nach dem Frost neue Löcher in der Strecke auftauchten, die mein Unterbewusstsein noch nicht gespeichert hatte. Denn zumeist fuhr ich auf Autopilot, strampelte die Strecke herunter und war mit meinen Gedanken ganz woanders. In diesem Jahr gab es an einer Stelle ein großes neues Loch und ich bin zweimal nur haarscharf einem Sturz entgangen, danach war es im Kopf. Gestürzt bin ich drei oder viermal, nie auf meinen Reisen (da war die Konzentration ganz anders), immer zwischen Voerde und Hünxe.

Gestern war es das letzte Mal. Ich habe mit dem Handy für mich charakteristische Blickwinkel festgehalten, einige Bilder habe ich unter den Beitrag gepackt. Ich freue mich zwar sehr darauf, demnächst neue Strecken zu fahren, aber diese werde ich vermissen. Weil sie so vertraut war „einfach nur“ zu fahren brauchte und ich hier viele Einsichten und Ideen für private und dienstliche Dinge in dieser Gegend zwischen Voerde und Hünxe erhielt.

 

Ein Gedanke zu “40.000 Kilometer zwischen Voerde und Hünxe

  1. Pingback: Teutoburger Wald, zweimal hoch und runter | matthias jung

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