Gestern Abend bin ich nach Sonnenuntergang noch mal auf dem Deich mit dem Rad gefahren. Ein letztes Mal, bevor ich morgen vor dem anstehenden Bahnstreik mein Rad mit dem Zug in die neue Heimat bringen werde. Ich radelte in der Dämmerung von Götterswickerhamm nach Mehrum und zurück und dachte, den Rhein, den werde ich vermissen in Osnabrück.
Nun ist die Landschaft am Niederrhein nicht so ganz die meine, ich mag es hügeliger bis steil, wie unschwer auf meiner Website nachzuvollziehen ist, wenn mann/frau sich die Ziele meiner Radreisen vor Augen stellt. Insofern ist der Teutoburger Wald schon eine deutliche „Verbesserung“, aber den Strom, den gibt es da nicht.
Schon als ich die zwei Jahre im Vikariat in Düsseldorf wohnten, übte Deutschlands mythischer Fluss eine große Anziehungskraft auf mich aus und das war in Voerde nicht anders. Ich fand es immer toll, in einer Stadt zu wohnen, die direkt am Rhein liegt. Bin immer wieder gerne zu allen Jahreszeiten auf dem Deich spazieren gegangen, alleine oder mit meiner Frau. Habe Sonnenuntergänge und Steine fotografiert, mir den Wind um die Nase wehen lassen, den typischen Geruch eingeatmet, dem träge dahinfließenden Wasser genauso zugeschaut wie ehrfurchtsvoll dem reißenden Hochwasser.
Als ich dann irgendwann vor zehn, zwölf Jahren in Frankfurt an der Oder stand, dem anderen großen Grenzfluss, konnte ich erstmals durch eigene Anschauung erahnen, was es heißt, Land zwischen Rhein und Oder.
Die Hälfte meines Lebens habe ich nun in Orten gewohnt, die direkt am Rhein lagen und die Faszination hat nie nachgelassen. Jedesmal, wenn ich mit dem Auto über eine Rheinbrücke gefahren bin, war das ein besonderer Moment, noch intensiver die wenigen Male, wo ich mit dem Rad mit der Rheinfähre von Walsum nach Orsoy übergesetzt habe. Mit dem Meer kann ich nichts anfangen, aber Flüsse haben mich immer fasziniert. Eines meines Lieblingsbücher war vermutlich auch deshalb der Flussweltzyklus von Philipp Jose Farmer.
Was macht die Faszination aus? Wahrscheinlich ist es die Symbolik der stets weiterlaufenden Zeit, Anfang und Ende, Irrungen und Wirrungen, mal im Schweinsgalopp, mal im Schneckentempo.
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