Irgendwann im letzten Herbst saß ich nach über dreißig Jahren wieder einmal in einem Flugzeug. Mit einer Gruppe besichtigte ich die Werkshalle von airberlin in Düsseldorf und wir durften in eine der Maschinen hineinklettern. Als ich die engen Sitze sah, bekam ich Beklemmungen und dachte, wieso tun Menschen sich das an. Stundenlang eingepfercht in unbequemer Haltung, nur um schnell von hier nach da zu kommen.
Zugegeben: Das ist eine sehr subjektive Sicht der Dinge. Ich hatte nie in meinem Leben den Wunsch zu fliegen, fahre lieber mit der Bahn oder mit dem Rad, zur Not auch mit dem Auto und bleibe auf dem Boden. Das Reisen dauert so seine Zeit und das finde ich gut.
Aber heute bekam ich erstmals in meinem Leben eine Vorstellung vom Traum vom Fliegen. Ich besichtigte das Zeppelinmuseum in Friedrichshafen und kletterte in den Nachbau der legendären »Hindenburg«, die 1937 in Flammen aufging und das Ende der Flugschifffahrt besiegelte.
Zunächst las ich die Tafeln mit der Geschichte der Zeppeline und ahnte mit einem Mal, was das für ein unglaubliches Ereignis für die Menschen Anfang des 19. Jahrhunderts gewesen sein muss, diese riesigen Luftschiffe am Himmel zu sehen, die zunächst über Deutschland und Umgebung flogen und später in für damalige Verhältnisse unglaublich kurzer Zeit Post und Menschen über den Atlantik transportierten. Kein Wunder, dass die Nazis diese Wunderwerke für ihre Propaganda einsetzten….
Und dann erinnerte ich mich daran, dass Harald Welzer und seine Mitstreiter/innen im Futurezweiallmanach die Vision entwickeln, dass die Zeit der Flugzeuge bald zu Ende geht. Weil die Kerosinpreise stetig steigen werden und der Druck zunimmt, vermehrt auf CO2-Reduzierung zu achten. Neben einer Renaissance der Passagierschifffahrt auf den Weltmeeren rechnen sie damit, dass es auch wieder Luftschiffe geben wird, die ihre Bahnen am Himmel ziehen werden und Menschen von hier nach dort befördern werden – in schönen Kabinen und Aufenthaltsräumen mit allem technischem Schnickschnak und vor allem klimaneutral durch Solarantrieb oder was auch immer. Irgendwo nach 2030 siedeln Welzer und Co. diese Vision an. Da wäre ich so zwischen siebzig und achtzig. Vielleicht erfüllt sich für mich dann auch noch einmal der Traum vom Fliegen.