Morgen ist internationaler Tag des freien Sonntags.
Zwei Geschichten möchte ich erzählen.
Erstens:
Am Rand einer Tagung in Berlin bin ich vor einigen Jahren mit einem jüdischen Immigranten ins Gespräch gekommen, der mit anderen die Idee einer speziellen Oberstufen-Schule für hochbegabte Kinder umzusetzen versucht. Der Grundgedanke dieser Schule ist, dass die Schülerinnen und Schüler den normalen Stoff der Klassen 11-13 lernen und darüber hinaus in allen Fächern weitergehende Förderangebote wahrnehmen. Bei der Frage nach der Organisation verfolgten die Initiatoren die Idee einer Sechs-Tage-Woche: In fünf Tagen soll der normale Stoff erlernt werden, am sechsten Tag findet die zusätzliche Förderung statt und der siebte Tag ist frei. So weit, so gut. Nun wurde mit einem großen Anteil Kindern aus jüdischen Familien gerechnet. Daher dachte man daran, die Kinder aus christlichen Familien am Samstag und die Kinder aus jüdischen Familien am Sonntag speziell zu fördern, um beiden Religionen gerecht zu werden. Eigentlich ein sehr sympathischer Gedanke, oder? Leider erst nach dem Gespräch fiel mir die weitergehende Frage ein, wie es sich denn dann mit der Religion der Lehrkräfte verhält: Fördern dann nur jüdische Lehrkräfte jüdische Kinder am Sonntag und umgekehrt? Oder – um es auf die Spitze zu treiben – liegt die Konsequenz darin, nur muslimische, oder noch besser: nur nichtreligiös gebundene Lehrerinnen und Lehrer zu beschäftigen?
Diese Begebenheit hat mir gezeigt – einfach ist das nicht mit dem Sonntag aus theologischer Sicht. Juden und Christen beziehen sich auf die gleiche biblische Tradition, ziehen aber im Blick auf die Frage, welches denn nun der rechte siebte Tag ist, unterschiedliche Konsequenzen. In dieser Weltzeit vermutlich ein unlösbarer Dissenz.
Zweitens:
Über den Sonntag und seine (Un-) Ruhe wird unglaublich viel geredet und geschrieben. Deshalb fand ich die Liegestuhlaktion der Allianz für den freien Sonntag im letzten Jahr so genial, weil einfach und vor allem: anschaulich. Drei Motive gab es zur Auswahl, das hier hat mir am besten gefallen:
Der Text ist einfach und klar:
»Sonntag
– ausruhen
– Zeit für andere haben
– kuscheln
– Gottesdienst feiern
– spielen
–
shoppen und schuften«
Wir haben für unsere Kirchengemeinde vier gekauft. Sie stehen in den Gemeindehäusern im Foyer, sollen im Sommer am Sonntag vor der Kirche stehen und zu Gottesdienst einladen und, und, und – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Bilder sagen manchmal mehr als Worte.
Leider ist die Aktion zu Ende. Vielleicht gibt es ja noch mal eine neue Auflage.