Heute Abend habe ich einen Vortrag von Antje Schrupp über Simone Weil hier im Voerder Rathaus im Rahmen der Veranstaltungen zur Ausstellung des Frauenaltars von Candace Carter gehört. Simone Weil kannte ich bis dato nur vom Namen her und war fasziniert von der Vielschichtigkeit dieser Frau, die Antje Schrupp anschaulich dargestellt hat. Eine Menge von Gedanken und Eindrücken sind hängen geblieben. Nur einige notiere ich hier noch schnell:
…es war Simon Weil egal, was andere über sie dachten, kompromisslos trat sie für das ein, was sie für wahr hielt. Darüber wurde auch in der Runde noch einmal sehr intensiv nachgedacht. Wie kam sie dazu, ein solches Selbstbewußtsein zu haben? Antje Schrupp meinte dazu, es war die Liebe ihrer Eltern, die sie stets unterstützt haben. Und zwar so, dass sie ihr verdeutlichten, unsere Liebe und Unterstützung hängt nicht von dem ab, was du tust, sie gilt dir auf jeden Fall. Eine Teilnehmerin bemerkte dazu: Wie würde unsere Welt aussehen, wenn es viel mehr solche Eltern gäbe…
…sie war davon überzeugt, dass die Unterdrückten nicht dann zur Revolte schreiten, wenn die Unterdrückung unerträglich wird, sondern erst dann, wenn sie einen Hauch von Freiheit spüren. Erinnerte mich an manches, dass ich bei Frithjof Bergmann gelesen hatte: Frag die Menschen ehrlich und aufrichtig nach dem, was sie wirklich, wirklich wollen, denn darin liegt der Kern aller Motivation zu arbeiten, sich zu engagieren. Und es ist ja die verrückte Erfahrung, die Bergmann und seine Mitstreitrer/innen machen, wenn sie diese Frage stellen, dann lautet die Antwot nicht selten: „Das hat mich noch nie jemand gefragt!“
…dieses eigentlich furchtbare und doch realistische Bild von der Schwerkraft, die auch unsere Gedanken nach unten zieht. Dazu fand ich beim Rumstöbern grade im Netz diese beiden Zitate:
»Wenn ein Mensch sich von Gott abkehrt, liefert er sich der Schwerkraft aus. Er glaubt dann noch zu wollen und zu wählen, aber er ist nur noch eine Sache, ein fallender Stein.«
»Die Schwerkraft des Geistes lässt uns nach oben fallen.«
…Simone Weil vertrat die Auffassung, dass es wichtig ist, dass Menschen in ihrer Kultur verhaftet sind. Das heißt vor allem und zunächst heißt, in der eigenen Muttersprache beheimatet zu sein. Dies wurde am Beispiel von Migrant/inn/en verdeutlicht: es geht nicht darum, dass zB türkische Kinder Deutsch lernen müssen, dass müssen sie ganz sicher, wenn sie in Deutschland (oder anderswo) klarkommen wollen. Aber, und dieser Gedanke war für mich sehr neu aber sehr einleuchtend, weil er auch auf manche deutsche Kinder zutrifft: es ist für die Entwicklung von Denken und Handlungsfähigkeit von grundlegender Bedeutung, dass Kinder ihre Muttersprache erlernen – denn dann können sie später (mehr oder weniger) leicht auch andere Sprachen erlernen. Eine Teilnehmerin erzählte von einem Radiobeitrag, denn sie just heute gehört hatte: in einigen Städten wird inzwischen Unterricht in kurdischer Sprache angeboten. Es wurde von hier im Exil lebenden Kurden berichtet, für die dieser Unterricht eine Offenbarung sondersgleichen darstellt: in der Türkei gab es keinen Unterricht, viele sind Als Analphabeten in ihrer Muttersprache hierher gekommen und machen jetzt die Erfahrung, in dieser ihrer Sprache lesen und schreiben zu lernen…
…und vor allem kam da eine solche Menschlichkeit, eine Aufmerksamkeit für Kleinigkeiten, das Interesse an Menschen und ihren Lebenssituationen und die damit verbundene Kritik an Programmen und Ideologien aller Art herüber, die dann doch auch wieder Mut macht, trotz all der Dunkelheiten in der Welt, die den Pessimismus Vorschub leisten, morgen wieder weiter zu machen, neue Anfänge zu wagen, nicht aufzugeben, nicht zu verzweifeln…
Danke für die schöne Zusammenfassung!
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