(Gedanken zum Predigttext.
Ohne die Notwendigkeit, am Ende eine Predigt haben zu müssen.
Daher spielerisch, fließend, fragmentarisch, unfertig…)
I
Sie haben ihren Alltag hinter sich gelassen.
Männer und Frauen, vielleicht auch Kinder, wer weiß.
Er will in die große Stadt.
Ins Zentrum.
Der Macht.
Sie ziehen mit ihm.
Gern, denn sie hoffen.
Dass er König wird.
Oder das Ende der Zeit anbricht.
Oder…
… dass einfach ihr mausgrauer Alltag vorbei ist.
Etwas Neues beginnt.
Das Hoffnung gibt.
So sind sie unterwegs, die lange Strecke.
Andere schließen sich ihnen an auf dem Weg.
Er lässt es zu, ist mit seinen Gedanken ganz woanders.
Sie sehen es nicht.
Hören nicht, was er sagt.
Können es nicht, wollen es nicht.
II
So kommen sie an.
Triumphal der Einzug.
Adrenalin pur.
Dann die eiskalte Dusche.
Verhaftung, Prozess, Hinrichtung, Beerdigung.
Ernüchterung.
Aus Jubel wird Angst.
Aus Tanz Verstecken.
Träume platzen.
Auseinander fliegt die Hoffnungsgemeinschaft.
III
Nur ein paar Frauen machen sich auf den Weg zum Grab.
Sie wissen, was sich gehört.
Trauen sich was.
Und hören:
Er ist nicht tot.
Er ist auferstanden.
Geht nach Galiläa, dort werdet ihr in sehen.
In die Heimat.
Zurück in den Alltag.
Ab nach Hause.
IV
Heimat hat einen schlechten Klang.
Und Alltag noch mehr, wie langweilig.
Und zuhause, ach, zwei Zimmer Küche Bad…
Der Kampf ums Überleben.
Mit dem Geld auskommen.
Angst vor dem Briefträger.
Und der Krach von oben, das Geschrei von unten.
Der Fernseher von der Seite und das junge Pärchen Nacht für Nacht.
Zuhause?
Heimat?
Komm mir nicht mit Alltag.
Dort werdet ihr ihn sehen.
Dort?!
V
Ostern macht keinen Spaß.
Da ist nichts mit Jubel, Trubel, Heiterkeit.
Ostern ist kein Auftritt vor dem Brandenburger Tor.
Wo wir jubeln wenn Deutschland Fußballweltmeister wird.
Oder Barack Obama zum Kirchentag kommt.
Ostern gibt es keine Übertragung in HD.
Und #auferstehung schafft es nicht in den Deutschlandtrend.
Ab nach Hause, dort werdet ihr ihn sehen.
Das soll Hoffnung geben, das ist Auferstehung?
Boah ne, wie langweilig.
VI
Was um alles in der Welt gibt der Welt Hoffnung?
Nicht die kleinsten Zeichen der Annäherung zwischen Putin und Trump.
Nicht der Bilderglanz der Netflix-Serien.
Und schon gar nicht die Mutter aller Bomben.
Hoffnung gibt es nur in meinem Alltag.
VII
Birgit und ich sitzen im Kaffee beim Kakao.
Reden übers Predigen.
Plötzlich steht der Gedanke im Raum.
Nicht die vielen Worte sind es.
Es reicht der eine Satz, der sich in Kopf und Herz eines anderen Menschen festsetzt.
Aus der Fülle einer 20-Minuten-Predigt.
Und er wirkt über Jahre.
So erzählt es Birgit.
Und ich kann das nur bestätigen.
Evangelium in nuce, das Evangelium in der Nuss, so nannten das die Alten mal.
Ein Gedanke, eine Geschichte, ein Vers.
Reicht, um ein Leben zu verändern.
Das gibt Hoffnung.
Nur ein Beispiel.
Ich könnte viele erzählen, andere auch.
Aus dem Alltag.
(Und, ja – manchmal gehört auch das Brandenburger Tor zum Alltag.)
VIII
Geht nach Galiläa hören die Frauen.
Dort werdet ihr ihn sehen.
Vielleicht auch hören und schmecken.
Oder er berührt euch in der Gestalt einer, eines anderen.
Im Alltag gibt es Begegnung.
Begegnung schafft Hoffnung.
Hoffnung ist Heimat.
Himmel auf Erden.
Auferstehung.
Neues Leben, immer wieder.
Und es geschieht.
Der Geist weht wo er will.
Aber er weht.
Schafft neues Leben, Aufbruch.
Ostern eben.
Zuhause, in der Heimat, im Alltag.
Also, ab nach Hause!
Danke für diesen wunderbaren Text
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