In der Gendersteuerungsgruppe im Kirchenkreis Osnabrück beschäftigen wir uns seit einiger Zeit mit dem ABC des guten Lebens.
Wir hatten verabredet:
Jede und jeder bringt zur heutigen Sitzung möglichst ein neues Wort mit.
Ein Wort, „das einen Raum in Kirche und Diakonie eröffnen hilft.“
Ich habe mich da echt schwer getan.
Mir fiel nichts ein.
Doch gestern morgen im Zug von Osnabrück nach Hannover stand mir „mein“ Wort plötzlich vor Augen:
Caremutigen.
Caremutigen kann heißen:
Mich von der Care-Perspektive ermutigen lassen.
Oder auch zur Care-Perspektive ermutigen.
Care meint:
Die fürsorglichen Handlungen stellen Grund all unseres Arbeiten und Wirtschaftens dar.
Bevor ich auf der großen Bühne der Ökonomie aufschlagen kann,
haben mir andere die Windeln gewechselt.
Und mich Laufen gelernt.
Am Ende wird es eventuell wieder so sein:
Nicht in Schlips und Anzug liege ich im Bett und muss gefüttert werden,
während ich dumpf lallend vor mich hin brabbele.
All diese so selbstverständlichen und notwendigen Tätigkeiten gelten wenig.
Und schon gar nichts in der Welt der Bankentürme und Hochglanzbroschüren,
Pressekonferenzen und Talkshows.
Da steht der vernünftige Mensch im Mittelpunkt
Der erwachsene Mann oder die erwachsene Frau.
Oft genug eher oder auch nur der Mann.
Will ich die andere, die ursprünglichere Perspektive einnehmen und wahrnehmen
– auch und gerade in solchen Kontexten -,
dann brauche ich Caremutigung.
Diese kommt aus der Rückbesinnung auf den Ursprung unseres Lebens.
Auf die Grundbedürfnisse wie essen und trinken,
schlafen und scheißen,
versorgt werden und versorgen.
Wenn ich mich hier mit Frauen und Männern verbunden weiß,
die mit mir zusammen in die gleiche Richtung unterwegs sind,
dann caremutigt mich das.
Und das hilft mir nach und nach eine caremutigende Haltung zu erlernen.
Die hoffentlich ansteckend wirkt.
Und ohne großes Zutun andere caremutigt.
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