über Rezension: Hochsensibel durch den Alltag
Ich sitze in einem wissenschaftlichen Vortrag mit ca.150 weiteren Personen. Ein engagierter Referent spricht. Seine Mimik und Gestik, seine Leidenschaft faszinieren mich, ich beobachte seine Körpersprache und wie sie im Zusammenspiel mit seinen Worten bei mir und den anderen Zuhörer*innen ankommen. Die Sonne scheint, es ist ein erster Hoffnungsschimmer im kommenden Frühjahr. Draußen wummern Bässe, durch die Fenster lässt sich erkennen, dass für eine Party aufgebaut wird. Neben mir räuspert sich ein Mann, einige Zuhörerinnen in der Reihe hinter mir unterhalten sich fortwährend, in der Reihe vor mir kommen weitere Personen leise ins Gespräch. Ich friere, denn es ist ein wenig kühl in dem Saal, zudem drückt die Blase und ich denke darüber nach, ob ich jetzt oder später zur Toilette gehen will.
Und langsam wird mir das alles zu viel. Es fällt mir gerade immer schwerer, das, was ich wahrnehme auszublenden und mich auf einen Teil – nämlich den Vortrag – zu konzentrieren. Ich nehme alles gleichzeitig war. Und bekomme immer mehr das Bedürfnis zu verschwinden, um meine Ruhe zu haben. Ich bin reizüberflutet oder mit anderen Worten – ich bin hochsensibel.
So beginnt die Rezension, die meine Frau Christine über das Buch von Sabine Dinkel ins Netz gestellt hat.
Normalerweise würde ich Texte von ihr nicht rebloggen.
Allerdings war ich bei besagtem Vortrag dabei und saß neben ihr –
und habe nichts von all dem mitbekommen, was ihr so auf die Nerven ging.
Ich war mit meiner Aufmerksamkeit vorne beim Referenten.
Als wir später darüber sprachen, habe ich an diesem Beispiel begriffen:
1. Ich bin nicht hochsensibel.
2. Wer hochsensibel ist, nimmt vieles ganz anders wahr.
Ich habe das Buch von Sabine Dinkel nicht gelesen.
Alle diejenigen aber, die sich bei dem zitierten Beispiel sagen:
„So empfinde ich auch, das spricht mir aus der Seele“,
all denen lege ich erst die Rezension und dann das Buch ans Herz.