Für Musik habe ich immer schon eine Antenne gehabt, aber selten hat mich ein Musiker so geflasht, wie es mir in diesen Tagen mit Philipp Poisel widerfährt. Durch Zufall bin ich über sein Konzert auf zdfneo gestolpert und da läuft »Durch die Nacht« als letztes Stück, 13 Minuten lang, keine Sekunde langweilig.
Der Text hat nur vier Zeilen, die immer wieder wiederholt werden und musikalisch variiert werden. Wahnsinn.
»Und wir fahr´n mit deinem Auto durch die Nacht.
Und es hat nicht aufgehört zu regnen.
Und du bist seit Genua nicht aufgewacht,
wo die Lichter uns begegnen.«
Erinnerungen an Reisen aus meiner, unserer Jugend.
Nachts sind wir losgefahren, Richtung Süden.
Ich schließe die Augen und bin wieder unterwegs.
In der Nacht.
Damals.
Mit dem roten VW-Golf, mit dir.
Im Süden, in Italien.
Wir sind jung.
Wärme, Freiheit, Liebe.
Gänsehautgefühl.
Die Leitplanken huschen vorbei.
Regentropfen auf der Scheibe, ich rieche den Sommer.
Kaffee aus der Thermoskanne.
Zikaden knistern.
Dämmerung am Horizont.
Der Weg ist noch weit, flackernde Lichter auf der Gegenfahrbahn.
Die Luft ist weich und seidig, Süden eben.
Ich lege meine Hand in deine, schaue dich an und du schaust zurück.
Einen Augenblick versinke ich in dir, vollkommene Innigkeit.
Hinter mir liegt so viel, vor uns liegt noch mehr.
Erwartung, Sehnsucht.
Weiße Streifen in der Mitte geben den Takt an.
Ich bin unterwegs mit dir.
Nicht hier, nicht dort, aber glücklich.
Im Süden, Wärme, Freiheit, Liebe…