Ich finde dieses schmale Buch großartig. Ich habe die Alle-Kinder-Bibel erst vier Wochen und ich habe sie schon zweimal verschenkt und mehrfach in meinem beruflichen Umfeld, der Pestalozzi-Stiftung (evangelische Einrichtung der Diakonie) ein gesetzt.
Zuletzt heute früh in der KiTa. In der Kinderkirche habe ich das Bild von der Geschichte „Jesus, der Mond, die Eidechse und die Kinder“ gezeigt. Ihr kennt/Sie kennen diese biblische Geschichte nicht? In „unseren“ Bibeln heißt sie „Jesus segnet die Kinder“ und steht im Markusevangelium Kapitel 10.
Mit großer Aufmerksamkeit haben die Kinder das Bild betrachtet. Und dann der Geschichte zugehört, die ich frei erzählt habe. Anschließend haben wir – die Erzieher:innen und ich – den Kindern angeboten, dass wir sie gerne auch so in den Arm nehmen und segnen, wie Jesus das auf dem Bild macht. Zunächst haben eine Erzieherin und ich das gezeigt, wie es geht. Etwa ein Drittel der Kinder ist zu uns gekommen, wir haben sie in den Arm genommen, eine Hand auf den Kopf gelegt und jeder und jedem gesagt: „Gott hat dich lieb“.
Segnungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen habe ich in meinen Jahren als Gemeindepastor viele vorgenommen, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, das mit einer Umarmung zu verbinden. Bild und Geschichte aus der Alle-Kinder-Bibel haben mich dazu ermutigt.
Noch beeindruckender fand ich eine Unterrichtsstunde im Pestalozzi-Seminar, an dem ich Religionspädagogik unterrichte. Eigentlich sage ich lieber: „Ich unterrichte Religionssensibilität“, das trifft es besser, auch wenn es immer dabei auch um Religionspädagogik geht.
In einer Klasse habe ich genau diese Geschichte von Jesus, dem Mond und der Eidechse auf den Tisch gelegt. Wir hatten überhaupt noch nicht in diesem Kurs über das Konzept von Religionssensibilität gesprochen. Die Alle-Kinder-Bibel erweitert das noch und spricht von vielfaltssensibel. Letzteres Wort habe ich an die Tafel geschrieben.
Die Aufgabe lautete: „Schaut euch das Bild an, lest die Geschichte und überlegt, wo hier Vielfaltssensibilität sichtbar wird.“
Wir haben das anschließend zusammengetragen. Das Ergebnis hat mich umgehauen. Am Ende standen auf der Tafel folgende neun (!) Aspekte:
- viele Sinne
- gendergerecht
- barrierefrei
- Chancengleichheit / -gerechtigkeit
- kindgerechte Sprache
- Umwelt / Natur
- Color of people
- Wertschätzung für alle(s)
- Vielfalt der Sprachen
Überraschend war für mich nicht, was die Seminarist:innen alles gefunden haben. Ich wusste, dass all das in der Alle-Kinder-Bibel enthalten ist. Überraschend war für mich, dass die Gruppe das Konzept nicht kannte und an einer Geschichte all diese Aspekte identifiziert hat.
Ich sage mittlerweile, mein Exemplar der Alle-Kinder-Bibel steckt immer in meinem Rucksack. Sie ist schmal, das passt schon. Und ich bin auf weitere Begegnungen gespannt, die dieses Buch ermöglicht und/oder beeinflusst. Es ist geeignet, tief sitzende Strukturen in Kopf und Herz aufzubrechen, weil hier nicht argumentiert wird, sondern eine andere Welt vor Augen gestellt wird – eine vielfaltssensible Welt.
Die Alle-Kinder-Bibel gibt es überall, wo es gute Bücher gibt. Sie kostet 15 Euro und nach sechs Wochen ist bereits die zweite Auflage im Verkauf.