2016 war ein Jahr, das viele geschafft hat.
Auch in anderen Jahren erschreckten schier unvorstellbare Ereignisse.
Aber diesmal schien sich endlos eins ans andere zu reihen.
Und nun 2017.
Mit welchen Erwartungen gehen wir ins neue Jahr?
Mit welchen Hoffnungen und Sehnsüchten, Zweifeln und Befürchtungen?
Es gibt in der evangelischen Kirche eine Tradition:
Jedes Jahrs aufs Neue wird ein Wort aus den biblischen Schriften als „Losung“ gewählt und bedacht.
Die Worte werden Jahre zuvor festgelegt.
Manchmal staunt man nur, wie aktuell sie plötzlich sind.
So als hätte bei der Auswahl unsichtbar jemand Fäden gezogen.
Für 2017 sind es die Worte auf dieser Bildkarte:
Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch, spricht Gott.
Die Losung spricht eine Sehnsucht an, tief in uns verwurzelt.
Ein neuer Geist wird uns versprochen, sogar ein neues Herz.
Das Herz, das Kraftzentrum, das den Takt vorgibt.
Geist, der wie ein frischer Wind beflügelt und den Kurs anzeigt.
Immer wieder haben diese vor Jahrtausenden gesagten und festgehaltenen Worte inspiriert und ermutigt.
Sie wurden neu gehört und weitergedacht.
Besonders radikal und provozierend bei Jesus, wenn er von der Feindesliebe spricht.
Und davon, die Wange hinzuhalten statt draufzuschlagen.
Mit dieser Bildkarte zur Jahreslosung nehme ich eine eigene Tradition auf, die ich als Gemeindepfarrer lange gepflegt habe:
Das Jahreswort zu verknüpfen mit einem Foto, das ich irgendwann und irgendwo gemacht habe.
Im Mai 2016 zog ich mit meinem Rad in Berlin auf dem Tempelhofer Feld meine Kreise.
Mit einem Mal blieb mein Blick an dem Drachen hängen.
Hart steht er im Wind, zugleich von einer kaum sichtbaren Schnur sicher gehalten.
Und schön sieht er aus, berührt mein Sehnen.
2016 hat viele von uns geschafft, 2017 macht vielen noch mehr Angst.
Wie wird es weitergehen?
Wie gut leben in einer Welt, in der kaum ein Stein auf dem anderen zu bleiben scheint?
Viele neue Geister sind gerade unterwegs, versprechen mitunter erschreckten Herzen das Blaue vom Himmel.
Was gibt Hoffnung und Zuversicht, ja – Sicherheit?
Nur eins scheint sicher:
Nur immer so weiter, das geht nicht mehr.
Aber wie dann?
Wie die Geister unterscheiden?
Und von welchem Geist ist der Geist, von dem in den uralten Worten bei Ezechiel die Rede ist?
Der mir, dir, uns ein neues Herz verspricht?
Die Jahreslosung regt an, darüber nachzudenken, wie und wo dieser neue Geist gefunden werden kann.
Und wie er unter uns wirksam werden kann.
Unsere Herzen neu macht und sie in einem neuen Takt schlagen lässt.
Kräftig, mutig, hoffnungsfroh.
Wenn es gelingt, wäre es ein Segen.