Auch in diesem Jahr stelle ich sechs Bücher vor, die mich beeindruckt haben. Schon der Blick auf das Bild zeigt, dass ich mich zurzeit intensiv mit Neurodiversität beschäftige: sachlich und persönlich. Vielleicht liegt 2026 dazu auch ein Buch von mir auf dem Tisch.
Marek Grummt: Neurodiversität. Die Sehnsucht nach kultureller Anerkennung, die Macht der neurotypischen Gesellschaft und Ansprüche an neurodiversitätsreflexive Pädagogik
Marek Grummt habe ich im Juli auf einer Tagung kennengelernt und war sofort von seiner Art zu denken und zu reden fasziniert. Sein Buch ist für mich aktuell das Grundlagenwerk im deutschsprachigen Raum. Es hat mein eigenes Nachdenken in der zweiten Jahreshälfte maßgeblich beeinflusst. Vor allem die Beschreibung der Neurotypik und den damit verbundenen „Mächten“ in Angrenzung zu den neurodivergent geprägten Menschen finde ich sehr hilfreich, um mich persönlich und fachlich in beiden Welten zurechtzufinden. Marek unterhält einen Instagram-Kanal und stellt dort immer wieder Aspekte der Neurodiversität vor, sehr lohnenswert! Das Buch ist auch toll, aber leicht zu lesen ist es nicht…
Birgit Wegerich-Bauer: Wenn Denken aus der Reihe tanzt. Hochkreativität: Das fehlende Puzzlestück im Verständnis von Underachievement
Birgit´s Buch entspringt ihrer jahrelangen Arbeit vor allem mit Kindern. Sie sagt: Der Begriff Hochbegabung löst emotional nichts (positives) aus und führt betroffene Menschen eher mehr als weniger in die Isolation. Sie schlägt vor, statt dessen von Hochkreativität zu sprechen. Ich finde, das ist sehr bedenkenswert.
Andre Zimpel: Wahnsinnig intelligent. Die verborgenen Potenziale neurodivergenter Menschen
Andre Zimpel ist vermutlich grade der Star am wissenschaftlichen Himmel der Neurodiversität. Seine Vorträge sind, finde ich, legendär. Schaut mal auf YouTube, da gibt es mehrere. Christine und ich hatten die wunderbare Gelegenheit, ihn im Herbst in Hamburg in einem kleinen Rahmen live erleben zu können, es war toll. Sein in diesem Jahr erschienenes Buch ist ein Streifzug durchs Gelände, auch durch die Geschichte. Überall sucht Zimpel nach Spuren der Neurodiversität und reflektiert auch die Chancen und Risiken, die KI in diesem Feld mit sich bringt. Das Buch liest sich leicht und locker, sehr zu empfehlen.
Andrea Karimé: Alle Kinder Bibel 2
Was soll ich sagen – die Alle Kinder Bibel 1 war schon toll, die Erweiterung ist genauso gut geworden. Noch viele weitere biblische Geschichten werden inklusiv erzählt, in Worten und Bildern.
Martina Steinkühler: Erzähl mir Leben
Das Buch ist ein Kompendium. Martina Steinkühler hat praktisch bis zu ihrem Todestag daran gearbeitet. Es ist – zumindest für mich – nicht am Stück zu lesen. Aber die Vielfalt der Texte und der Erzählansätze ist umfangreich. Erzählen ist toll – und wir sind den lieben langen Tag dabei, uns einander Geschichten zu erzählen. Mir selbst dabei auf die Spur zu kommen und auch Anregungen zu erhalten, wie ich professionell noch „besser“ erzählen kann, dies beschäftigt mich schon lange. Dieses Buch schließt dabei manche Lücke.
Franziska Bobillier: Trauernde Kinder und Jugendliche psychologisch begleiten
Dieses Buch hat mich im Sommer umgehauen. Mit Tod und Trauer habe ich mein ganzes (Berufs-) Leben zu tun, jetzt, in der Pestalozzi-Stiftung werde ich gerade aus der Kinder- und Jugendhilfe zu diesem Thema angefragt und ich versuche auch im Unterricht, meine Schüler:innen darauf vorzubereiten, dass sie In KiTas und Jugendeinrichtungen auch immer wieder mit diesem Thema konfrontiert werden. Im Mittelpunkt steht das „Duale Prozessmodell“, welches das frühere Phasenmodell mittlerweile zu Recht abgelöst hat. Auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Suizid und die vielen do´s und dont´s sowie die praktischen Anregungen zum Vorgehen in aktuellen Trauersituationen fand ich eindrucksvoll.
