Prüft alles und behaltet das Gute.

Jahreslosung 2025 aus dem ersten Brief, den der Apostel Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki schrieb (Kapitel 5, Vers 21)

Ich lese die Jahreslosung.
Dann blättere ich durch meine Fotos aus dem Jahr 2024.
Wo nehme ich eine Resonanz wahr?
Mein Blick bleibt an diesem Bild hängen.
Das ist es.
Ich spüre es sofort.
Aber warum?

Strömender Regen.
Es ist Anfang Oktober.
Mit meinen Söhnen radle ich von Salzburg nach Triest.
Eine Etappe können wir nicht fahren.
Von Villach nach Bled.
An diesem Tag schüttet es wie aus Eimern.
Wir nehmen die Bahn.
Gehen in eine Saunalandschaft.
Anschließend will ich ein Foto unten am See machen.
Wenigstens eins.
Ich laufe am Ufer entlang.
Finde diese Stelle mit Herz und Liebesschlössern.

Prüft alles und das Gute behaltet.
Klingt schön.

Und so einfach.
Alles kommt auf den Prüfstand und die Liebe behalte ich.

Doch was ist mit all dem, was sich beim Prüfen als nicht gut erweist?
Also zum Beispiel:
Klimakatastrophe.
Bullshit-Jobs.
Gewalt in verschiedenster Form.
Benachteiligung von Menschen, die anders sind.

Die Worte des Paulus sind trügerisch.
Das Gute behalten.
Nicht schaffen.
Nein, behalten.
Völlig egal, ob ich im Regen stehe.
Es reicht aus, das Gute zu behalten.

Ja, da steht auch prüfen.
Alles prüfen.
Aber geht es nicht immer um das, was hinten herauskommt?
Also das Gute.
Das ist zu bewahren.
Um jeden Preis?
Irgendetwas stimmt da nicht für mich.

Ich bewege den Satz hin und her.
Dabei habe ich das Bild vor Augen.
Nach und nach erschließt sich mir, warum mein Blick daran hängen blieb.
Das Foto markiert mein Unbehagen an einer vorschnellen Auslegung des Verses.

So richtig hat das ja keinen Spaß gemacht.
Da am Ufer im strömenden Regen stehen.
Es war auch nicht einfach, mit dem Handy zu fotografieren.
Wasser auf dem Display, nasse Finger.
Liebe ist gut.
Ja, aber…

Prüfen, was gut ist.
Doch was ist mit dem, was nicht gut ist?
Klimakatastrophe ist nicht gut.
Bullshit-Jobs sind nicht gut.
Gewalt ist nicht gut.
Benachteiligung von Menschen, die anders sind, ist nicht gut.

Was nicht gut ist, ist nicht wert, behalten zu werden.
Es ist zu überwinden oder abzuschaffen.
Das folgt für mich zwingend aus dem Gebot der Nächstenliebe:
Gott lieben, die anderen lieben, mich lieben.
Ich füge seit einigen Jahren hinzu:
Auch die „Natur“ ist hier zu nennen.
Es geht nicht nur um „uns“ Menschen.
Prüft alles.
Das dreifache macht für mich heute nur noch als vierfaches Liebesgebot Sinn.

Prüft alles, behaltet das Gute – und bekämpft das Schlechte.
So wird der Satz für mich rund.

Das Foto zeigt ein großes rotes Herz auf einem Steg am Ufer des Sees in Bled im strömenden Regen.

Ich freue mich über Kommentare: Kritik, Anmerkungen, Zustimmung...

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