Auch in diesem Jahr stelle ich sechs Bücher vor, die mich beeindruckt haben.
Verena Karl und Eduard Sadžakov, Von Wölfen und Bären. Hochsensibilität, Autismus, AD(H)S & Co
Seit diesem Jahr bin ich Mitglied in dem noch relativ jungen Verband Neurodiversität. Dort findet an jedem ersten Dienstag im Monat ein virtuelles Treffen zu verschiedensten Themen statt. An einem Dienstag haben Verena Karl und Eduard Sadžakov ihr Buch vorgestellt – ich fand es sehr beeindruckend. Ich bin auf jeden Fall ein Bär und kein Wolf und das erklärt mir so manches in meinem Leben. Lest am besten das Buch selber, es ist auch für Menschen inspirierend, die sich eher als Wölfe verstehen – oder hört den Podcast, der auf der Seite des Buchprojekts zu finden ist und in dem die verschiedenen Kapitel ungekürzt eingelesen sind.
Immanuel Kant und die offenen Fragen
Das Buch ist der Ausstellungskatalog der Kant-Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn, die ich im Februar besucht habe. Ich fand die Ausstellung sehr gut gemacht, mit vielen Grafiken und Zeichnungen, die alle auch in dem Buch zu finden sind. Wenn ich das richtig lese, ist der Katalog leider mittlerweile vergriffen – es gibt aber noch die Ausstellungsapp auf der Seite der Bundeskunsthalle, eventuell kann die Ausstellung so nachvollzogen werden (ich habe es aber nicht getestet).
Andreas Reckwitz, Verlust
Scharfsinnige und vielschichtige Analyse des Begriffs, der auch in meinem Empfinden unsere Gegenwart in der Gesellschaft prägt, weil es mit dem Fortschrittsversprechen so nicht mehr weitergeht. Für mich war zwar wenig neu, aber ich fand den Gesamtüberblick erhellend, ich habe Zusammenhänge erkannt und verstanden.
Klaas Huizing, Lebenslehre
Klaas Huizing konnte ich im November auf einer Fortbildung persönlich erleben. Sein Versuch, „das Ganze“ der Theologie darzustellen, hat mich zur Jahreswende 2023/24 fasziniert. Ich liebe Querdenker:innen und Klaas Huizing ist auf jeden Fall einer. Allein die vielen ungewöhnlichen Fragen, die er aufwirft und die Antworten, die er seinen Student:innen via Mail schreibt (und von denen zahlreiche am Ende der jeweiligen Kapitel zu finden sind), machen das Buch für mich zu einem zwar anstrengendem, aber doch das eigene Nachdenken sehr inspirierenden Lesegenuss!
Daniela Blickhan, Positive Psychologie
Über die Jahre hinweg habe ich mich immer wieder mal mit der Positiven Psychologie beschäftigt, die mir sehr entgegenkommt, weil sie nicht defizitorientiert vorgeht. Das passt zu meinem Verständnis von Arbeit, das von Frithjof Bergmann geprägt ist, der bei der Begeisterung ansetzt, die Arbeit auslösen kann. Daniela Blickhan hat das aktuelle Standardwerk geschrieben, absolute Leseempfehlung für alle, die mit Menschen arbeiten. Hier geht es zur Seite der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie, die ein guter Einstieg ist, wenn jemand sich noch nie damit beschäftigt hat.
Kim Stanley Robinson, Das Ministerium für die Zukunft
Ich lese gerne und viel Science Fiction. Dieses Buch hier hat mich in diesem Jahr fasziniert. Robinson entwickelt ein Szenario, wie die Menschheit in den nächsten Jahrzehnten den Turnaround schafft. Der Weg geht über zahllose Katastrophen und Rückschläge, keine Frage. Aber das sogenannte Ministerium für die Zukunft zieht die Fäden und am Ende ist das Überleben der Menschheit gesichert. Es gibt mittlerweile sogar einen ganz informativen Wikipedia-Beitrag zum Buch, lest am besten dort weiter, wenn ihr mehr wissen wollt. Oder lest das Buch gleich selbst, 700 Seiten zwar, aber nirgends langweilig.
