Bedingungslos geliebt. Vorschießendes Grundeinkommen versus belohnendes Leistungsprinzip

1. Glaubenserkenntnis
Ina Praetorius hat in einem Interview auf die Frage geantwortet, wie sie theologisch ihr Engagement für das Bedingungslose Grundeinkommen begründet: Gott liebt bedingungslos und diese Liebe ist ein Vorschuss, dem entspricht das Prinzip eines bedingungslosen Grundeinkommens. (Link zum Interview – ab 3:15) Diesen Satz halte ich für bemerkenswert einfach, präzise und zutreffend.
Luthers reformatorische Erkenntnis bestand in der Einsicht, dass Gott mir seine Gnade bedingungslos schenkt. Mit eigener Leistung, mit »Werken«, kann diese Liebe niemals verdient und Gott mir gnädig gestimmt werden. Ich kann es nicht, ich muss es nicht und ich brauche es nicht, denn seine Liebe ist der Vorschuss, mit dem ich das Licht der Welt bereits betrete. Luther bezog die Ausweglosigkeit des Leistungsprinzips auf die Beziehung zu Gott. Im Kern geht es um die Frage: Beschenkt Gott oder belohnt er Leistung? Handelt es sich um vorgängige oder nachgängige Anerkennung des Menschen? Diese Grunderkenntnis des Glaubens kann und muss immer wieder für das Leben unter den Menschen fruchtbar gemacht werden und lässt sich heute im Blick auf die gesellschaftliche Wirklichkeit und die ihr zugrundeliegende Logik im Arbeits- und Wirtschaftssystem hin anwenden.

2. Vorschusslogik
Vorschusslogik als Anerkennungsprinzip sagt: Du bist gut und lebenswert. Du hast ein Recht auf Leben und Unterhalt und Fülle. Und zwar bedingungslos. Dieser Gedanken entspricht der Vorstellung des bedingungslos liebenden Gott, der unverdient ins Leben ruft, einen »Vorschuss« gibt und mich/uns wirken lassen möchte (Gleichnis von den anvertrauten Talenten, Matthäus 25,14-30). Bedingungsloser Vorschuss setzt auf Hoffnung statt auf Belohnung, auf Motivation zur Leistung statt auf Forderung von Leistung. Sein Menschenbild baut auf Vertrauen und Zutrauen (»Du kannst«) und nicht auf Kontrolle und Zwang (»Du musst«).
In diesem Prinzip erkaufe ich mir nicht mit Leistung welcher Art Anerkennung, sondern sie wird mir zugesprochen, zuerkannt. Es gibt Sicherheit, wenn mein Lebensunterhalt gesichert ist und ich nicht mit schlechtem Gewissen wegen meiner mangelnden Leistungsfähigkeit durchs Leben laufen muss. Ein vorschießendes Grundeinkommen lässt mich durch- und aufatmen – und dann Leistungen erbringen, wo ich will und wie ich will. Denn es steht außer Frage, dass der Mensch im Grund seines Herzens tätig sein will. Luther hat diese Logik in der Freiheit des Christenmenschen verortet, der von Gott alles geschenkt bekommt und in Folge nicht anders kann, als sich dem Nächsten tätig zuzuwenden. Kaum etwas macht Menschen so sehr zufrieden wie eine Arbeit, die ich wirklich, wirklich will, meint der Philosoph Frithjof Bergmann (und er bezieht dies keineswegs nur auf die Erwerbsarbeit) – und wenn ich eine solche Arbeit habe, vergesse ich Raum und Zeit. Wenn wir heute einem anderen System von Arbeit, Wirtschaften und Leben suchen, dann müssen wir auch nach den inneren Antriebsmotiven des bisherigen und möglicher künftiger Systeme fragen. Und hier empfinde ich den Gegensatz von vor- und nachgängiger Anerkennung im Gegenüber von vorschießendem Grundeinkommen und belohnendem Leistungsprinzip als hilfreiche Denk- und Erkenntnisperspektive. Auch die bedingungslose Liebe Gottes bleibt nicht folgenlos. Nicht der faule Schmarotzer folgt auf die bedingungslose Anerkennung und Wertschätzung, sondern der erleichterte, motivierte und einsatzbereite Mensch. Gesucht wird ein System, das motiviert angesichts von Presseberichten, dass weltweit (!) die Arbeitsmotivation im Schnitt in den letzten Jahren gesunken ist. Eine Folge davon, dass das Leistungsprinzip in die Krise geraten ist und weiter gerät?

3. Leistungsprinzip
Das Leistungsprinzip sagt: Leistung muss sich lohnen, Leistung muss belohnt werden, Leistung spornt daher an. Jede/r ist verpflichtet sich mit ihren/seinen Möglichkeiten an der Leistungserbringung zu beteiligen, und zwar um der Gemeinschaft willen. Wer keine Leistung erbringen kann, weil er zu alt, zu jung, oder krank ist, der wird dann abgesichert. Nur deshalb. Auf dem »nur« liegt der Akzent. Ganz selbstverständlich wird heute von Hartz-IV-»Leistungen« gesprochen. Auch die Absicherung ist eine »Leistung« des Staates, der Gemeinschaft und diejenigen, die darauf angewiesen sind, werden so schon mit dem Begriff daran erinnert, wo sie in der Gesellschaft stehen, nämlich außen oder unten, weil sie nichts leisten können, sondern Leistungen »empfangen« müssen. Dies führt dann in der Praxis zu den bekannten, oft quälenden Überprüfungen (warum, wieso, wie lange) und zu der Tendenz, Schuld und Versagen dem oder der Einzelnen zuzuschreiben: nicht das System ist verkehrt, sondern du bist es, weil du deine Leistung nicht bringst. Schäm dich. (»blame the victims«).
So wird eine verhängnisvolle Schieflage erkennbar: Es geht hier zwar nicht um die Selbstrechtfertigung vor Gott (»Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?«) sondern um die Rechtfertigung in und vor der Gesellschaft (»Wie werde/bleibe ich leistungsfähig?«). Ich bin nichts wert, wenn ich nichts leisten kann, ich bin nichts wert, weil ich nichts leisten kann. Luther empfand und formulierte Gott gegenüber, der heutige sog. säkulare Mensch gegenüber »der Gesellschaft«: Wie bekomme ich eine gnädige Gesellschaft? Durch Leistung im System, das mir für meine Anstrengung die Belohnung erteilt. Ich muss Leistung erbringen, und möglichst immer noch mehr, weil dieses Wirtschaftssystem auf Wachstum hin angelegt ist. Ein »Mehrwert« muss erzielt werden, sonst funktioniert das System nicht. Die Anerkennung gibt es nachgängig, weil ich mich sonst aus dem System verabschiede und Schmarotzer sein will, der auf Kosten anderer lebt…
Fatalerweise führt das Leistungsprinzip zwangsläufig zum Vergleichen, das »immer mehr, immer besser« zwingt zur Konkurrenz. Unbezweifelbar klingt in diesem Prinzip auch ein Ansporn zum Wettbewerb an und viele Errungenschaften sind auf Basis dieses Prinzips in den letzten Jahrhunderten entstanden, aber nun kommt es an Grenzen und die Rückseite eines auf Wachstum basierenden nachgängigen Leistungs- und Belohnungssystems wird erkennbar: der fortschreitende Ressourcenverbrauch und eine Unzahl unsinniger Güter.

4. Motivation
An allen Ecken und Enden ist heute die Rede davon, dass wir ein anderes, nachhaltiges Wirtschaftssystem benötigen, auf eine Postwachstumsgesellschaft zugehen müssen, wenn die »multiplen Krisen« der Gegenwart bewältigt werden sollen. In der Analyse sind sich viele Fachleute – bei allen +Unterschieden im Detail – einig. Es stellt sich aber – neben dem Streit um die richtigen Entscheidungen – (nicht nur mir) immer wieder die Frage nach dem inneren Gestaltungsmotiv. Was könnte ein Leitbild sein, das offen und anschlussfähig zugleich ist und zum Handeln motiviert, weil es eine Zukunftsperspektive so aufspannt? Ich glaube, die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommen trägt hier. Dieses Leitbild ist kompatibel mit Luther und seiner Rede vom gnädigen Gott, der mich (und uns) bedingungslos liebt. Hier geschieht eine vorgängige Anerkennung meiner Person und meines Wertes, den ich mir nicht verdienen muss. Diese Anerkennung der menschlichen Würde ist auch Grundprinzip des Grundeinkommens, das in vielen Diskursen bereits eine wesentliche Rolle spielt. So ist dieses aus dem Glauben begründete und motivierte Erkenntnis-, Gestaltungs- und Handlungsprinzip anschlussfähig an alle Initiativen, die sich um die Zukunft sorgen und nach Wegen im Blick auf die »Große Transformation« und einen neuen Gesellschaftsvertrag suchen (So die Begriffe aus dem Hauptgutachten des WBGU Link zum Hauptgutachten der WBGU). Angeboten wird eine Einordnung meiner Person, meiner Möglichkeiten, in einen realistischen begrenzten und begrenzenden Rahmen. Die »Ethik des Genug«, für die der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider derzeit wirbt, erinnert uns auch an unsere Begrenzungen im Handeln. Überforderung fließt nicht aus dem Evangelium, eher die schmerzhafte Einsicht, nicht alles zu können – und am Ende eventuell zu scheitern. Im Grundeinkommen liegt daher auch der Gedanke des »Lassen-Können« mit angelegt: Weil ich abgesichert bin und zwar auf Vorschuss, kann ich auch meine Grenzen erkennen und anerkennen, weil die Leistung nicht über mein Wohl und Wehe entscheidet.

5. Entfaltung
Martin Booms hat hat drei Potentiale ausgemacht, die in der Diskussion um ein Grundeinkommen enthalten sind: das Potential der Denkraumerschließung, das utopische und das politisch-diskursive Potential (das Buch ist hier kostenlos als PDF erhältlich: Donwload). Denkraumerschließung meint, dass allen Konzepten des Grundeinkommens die gemeinsame Idee der Entkoppelung von Einkommen und Erwerbsarbeit verfolgen. Das utopische Potential erwächst aus der Erkenntnis, dass das Grundeinkommen derzeit noch u-topisch, ohne Ort in der Gesellschaft sei – letztlich aber in jedem Gesellschaftsmodell ein utopisches Element aufleuchtet, das sich in der jeweiligen Gestaltungsherausforderung konkretisiert. Die Chance des politisch-diskursiven Potential schließlich liegt darin, ein anderes Modell von Kultur in die Diskussion einzubringen und zugleich mit dieser Diskussion einen Teil dieser Kultur in der Gesellschaft bereits zu schaffen.
Booms Stärke liegt darin, das Nachdenken in einen weiten Raum zu stellen und so einer vorschnell verengenden Diskussion eine Absage zu erteilen. Im Zusammenspiel der drei Potentiale wird erkennbar, dass die Idee des Grundeinkommens viel mehr ist als »nur« ein anderes, vereinfachtes Sozialsicherungssystem. Es zielt auf eine umfassende Veränderung des Denken, Lebens und Arbeitens. Es ist keinesfalls eine rein und schon gar nicht primär eine sozialpolitische oder wirtschaftsethische Fragestellung, sondern im Kern ist das Grundeinkommen eine anthropologische Frage: Wie wollen wir leben und arbeiten? Und darin verborgen liegt die Frage, welches Menschenbild hinter unseren Handlungssystemen steht und wie wir diese bewerten. Das Grundeinkommen schlägt einen Perspektivwechsel von der Fixierung auf Belohnung hin zu einer Logik des Vorschusses und buchstabiert diesen Wechsel auf allen Ebenen unserer gesellschaftlichen Lebens durch.

6. Anknüpfungspunkte
Der Gedanke, das Grundeinkommen als ein Erkenntnis-, Gestaltungs- und Handlungsprinzip auf der Basis eines Menschenbildes zu verstehen, das auf Vorschuss setzt, bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, an und in aktuellen Diskussionen anzuknüpfen – wenn die Engführung vermieden wird und der Dreiklang von Denkraumerschießung, utopischem bzw. politisch-diskursiven Potentialen wenn nicht immer konkret zur Sprache gebracht wird, aber zumindest immer mitgedacht bleibt.
Ich nenne zwei Beispiele aus Gesprächen und Anregungen allein aus der letzten Woche.

a) Luther 2017
Das Reformationsjubiläum 2017 naht und es besteht schon pragmatisch gesehen die Chance, die Sprengkraft des reformatorischen Grundgedankens, besser: der reformatorischen Grunderfahrung auf vielen Feldern in Kirche und Gesellschaft neu durch zu buchstabieren. Und das gilt auch für die Unterstützung eines Grundeinkommens als innerer Gestaltungsprinzips eines neuen Arbeits- und Wirtschaftsverständnisses auf der Basis eines Menschenbildes, das vom Vorschuss lebt und nicht von der Leistung. Entspricht nicht vielleicht einer in die Leere laufenden Werkgerechtigkeit (die zur Reformationszeit auch wirtschaftliche Implikationen beinhaltete) heute eine in die Leere führende »Werk«-Gerechtigkeit, die mir vorgaukelt, du bist nur etwas, wenn du etwas tust, ja, du bist nur das, was du leistest? Luthers Kampf galt dem Versuch, durch »Werke« Gott gnädig zu stimmen und erkannte, dass dieser Weg und dieses dahinterstehende Menschenbild in die Irre führt. Unser Kampf muss heute vielleicht darin liegen, die bedingungslose Liebe Gottes gegen ein anderes in die Irre führendes System von Werkgerechtigkeit ins Feld zu führen. Glaube an den mich, uns und die Welt bedingungslos liebenden Gott impliziert ein neues Selbst- und Weltbild. Bedingungslos geliebt zu sein impliziert ein anders Selbst- und Weltbild als auf Belohnung angewiesen zu sein. Es lohnt, neben vielen anderen Möglichkeiten, Luthers Grundeinsicht in den kommenden Jahren innerhalb unserer Kirche auf all ihren Ebenen auch im Blick auf das Denkpotential des Grundeinkommens mit zu diskutieren.

b) »Wo ist die Kirche?«
Steffen Andrea und Matthias Grundmann haben vor einigen Monaten das kleine Büchlein »Gemeinsam! Eine reale Utopie. Wenningen 2025« veröffentlicht. (Mehr dazu hier: Rezension von „Grundeinkommen!“). Die Autoren gehen u.a. davon aus, dass es Modellprojekte geben könnte, dass einzelne Regionen oder Orte sich für einen Systemwechsel auf der Basis des Grundeinkommens entscheiden, diese Projekte öffentlich finanziert und von der Bevölkerung vor Ort mehrheitlich akzeptiert werden und dieser Prozess dann wissenschaftlich begleitet wird. Diesen Ansatz finde ich auch deswegen interessant, da Martin Heidel von der »Ökonomischen Werkstatt Heidelberg« in dieser Woche auf einer Auswertungstagung in Hannover zum Transformationskongress von EKD, DGB und DNR im Juni in Berlin von Projekten des Wandels erzählte, die genau so vorgehen. Hier könnte für die Frage nach der Realisierung ein Muster erkennbar sein, dass keineswegs neu, sondern in anderen Zusammenhängen bereits erprobt.
Auffallend war aber für mich, dass in der erzählenden Utopie von Andrea/Grundmann die Kirche mit keinem Wort vorkommt. Ich habe die Autoren daraufhin angeschrieben und gefragt: »Wo ist die Kirche?« Und die Antwort lautet: »Das fragen wir uns auch. Wo ist die Kirche, warum geht sie nicht mehr auf Gruppen zu, die sich mit dem Gemeinschaftsgedanken befasst?« Ich bin sicher: es gibt solche Gruppen. Aber die Rückfrage zeigt an, dass hier noch viel zu tun ist und auch viele Möglichkeiten bestehen. Insofern sehe ich im christlich begründeten Einsatz für die Idee des Grundeinkommens eine doppelten Chance: Einmal eröffnet sich die Chance, die unsere genuine Glaubenserfahrung in das Nachdenken über ein anderes Gesellschaftsprinzip einzubringen und zugleich sehe ich in der Diskussion über das vorschießende Grundeinkommen Ansatzpunkte für Gespräche neue Koalitionen, Bündnisse und gemeinsame Projekte zwischen kirchlichen und anderen Initiativgruppen, die an den gleichen Fragen »dran« sind wie wir.

8 Gedanken zu “Bedingungslos geliebt. Vorschießendes Grundeinkommen versus belohnendes Leistungsprinzip

  1. Pingback: Bedingungslos geliebt. Leistung zwischen Vorschuss und Bewährung | matthias jung

  2. Lieber Matthias,
    Vielen Dank fuer diesen wichtigen Artikel!
    Gerne mochte ich Dich einladen, ihn nochmals auf meinem Blog zu veroeffentlichen.
    Gerne lade ich Dich auch als Autor dazu auf meinen blog ein.
    Hrrzliche Gruesse, Martin

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  3. Okay. Warscheinlich hören wir beide die Worte unterschiedlich. Von einer Motivation Gottes oder einer Motivation durch Gott würde ich auch nciht sprechen, „ermöglichen“ klingt für mich nicht ganz so treffend und „Possibilisierung“, nun, das Wort kenne ich gar nicht, eine eigene Wortschöpfung? 😉
    Ich denke weiter drüber nach. VG, MJ

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  4. Lieber Thomas Weber, danke für die Anmerkungen.
    Ich stimme Ihnen durchaus zu, das BGE ist aus der Menschenwürde ableitbar. Allerdings ist mein Text vor dem Hintergund entstanden, die innerkirchliche Diskussion im Blick auf das BGE zu bereichern. Mir lag daran, einen theologischen Zusammenhang aufzuzeigen. Ich erlebe es manchmal so dass mann/frau in der Kirche zwar Sympathie für das BGE hat (hier und da), es aber schwer fällt, diese Sympathie theologisch zu begründen. Ich würde auch nicht das BGE aus der bedingungslosen Liebe Gottes ableiten, sondern eher sagen, es entspricht ihr. – Ich merke aber selber schon in den letzten Tagen (und durch Ihre Anmerkungen erneut), dass ich das Thema für mich noch genauer durchdenken muss, es ist noch nicht präzise genug. Es wird also irgendwann eine „2. Aufage“ geben. Insbesondere werde ich noch mal über das Wort „bedingungslos“ genauer nachdenken, in der Tat könnte es sein, dass die Verwendung des Begriffes nicht so bruchlos übertragbar ist, wie ich erst dachte.
    Zu Motivation, freier Wille usw.: das ist ein weites Feld… Ich vermute, wir verstehen unterschiedliches darunter, dem kann ich aber jetzt nicht weiter nachgehen. VG, MJ

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    1. Lieber Matthias Jung, danke für die Antwort. Nur kurz zur Motivation: Es ist das Sprachliche: Ich glaube nicht, dass man sinnvoll von einer „Motivation Gottes“ sprechen oder sagen kann: „Gott ist motiviert“ oder „Gott motiviert jemanden“. Das Gemeinte ist eher ein „Ermöglichen“ von oder zu dem, was einem zuvor – aus welchen Grunde auch immer – nicht möglich war. Wollte man ein Fremdwort dafür finden, könnte dieses vielleicht Possibilisierung sein.
      MfG TW

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  5. Vielen Dank für diesen Blogbeitrag. Ich kann fast alles, was Sie zum bedingungslosen Grundeinkommen ausführen, mit großer Sympathie nachvollziehen.

    Darf ich dennoch mit zwei Anmerkungen kommentieren?

    1. Mir scheint die Ableitung der Bedingungslosigkeit des Grundeinkommens von der Bedingungslosigkeit der Liebe Gottes zum Menschen das Grundeinkommen doch etwas zu überhöhen. Und Überhöhungen sind meistens nicht hilfreich.

    Die göttliche Liebe ist unbedingt bedingungslos. Das Grundeinkommen nicht.

    Das Grundeinkommen ist nicht dadurch göttlich, dass es einem göttlichen Gedanken nicht widerspricht. Die Idee des Grundeinkommens ist eine durch und durch menschliche Idee und als menschliche Idee natürlich selbst Bedingungen unterworfen.

    Ich finde, dass die Ableitung aus der Menschenwürde, dem bedingungslosen Grundeinkommen für jede Diskussion ausreichend Autorität verleiht.

    http://thomasweber.blog.de/2011/08/29/mehr-arbeiten-leben-leben-arbeiten-grundeinkommen-nachhaltig-denken-11744430/

    2. Wenn man von Bedingungslosigkeit redet, sollte man nicht von Motivation reden.

    Dem Wortursprung nach ist jedes Motiv, jede Motivation passivisch. Wer motiviert ist, wird bewegt. Er bewegt sich nicht selbst. Wer motiviert ist, ist nicht sein eigener Herr.

    Das Gegenteil der Motivation ist der eigene Wille. Motivation bringt jemanden dazu etwas zu tun, was er aus eigenem Antrieb und eigenem Willen nicht tun würde. Das Denken und Analysieren in Motiven, Motivationen und Anreizen reduziert einen Menschen auf einen Teil eines passiven Systems, eines Bedingungssystems. Natürlich ist ein Mensch immer Teil eines Bedingungssystems, deshalb scheinen Motivationsanalysen teilweise zuzutreffen und Motivationsratgeber zeitweise hilfreich zu sein.

    Aber ein Mensch ist grundsätzlich mehr als eine (Bedingungs-) System. Und in diesem „Mehr“ ist begründet, warum Motivationsanalysen letztlich grundsätzlich falsch sind und Motivationsratgeber letztlich grundsätzlich in die Irre führen. Dass ein Mensch immer Systeme transzendiert und dass ein Mensch dieses wissen kann, begründet seine Menschenwürde.

    Jede Bildung zur Mündigkeit, jede Erziehung zum eigenen Wollen, beinhaltet die Stärkung der Widerstandskräfte gegen jede Motivation oder Motivierung, weil jede Motivation das Gegenteil von Mündigkeit und Freiheit ist.

    http://thomasweber.blog.de/2012/05/13/menschenwuerde-motivation-13671867/

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